Logo der Partei, Schriftzug eLeW vor einer goldenen Sonne mit dem Internet-at als Sonnenball Karl Georg Zinn:
Zwanzig Jahre Wirtschaftskrise - Signal eines Epochenwandels?


Prof. Dr. Zinn, Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre in Aachen, weist schon seit über 30 Jahren auf unsere Krisen hin und zeigt, wo ernsthafte Lösungsversuche ansetzen müssten. Der Aufsatz von 1996 steht hier.



Hier drunter finden Sie 18 eLeW-Kurzfassungen der Kernaussagen. Rechts bittet die eLeW um Ihre Stellungnahme. Das können Argumente, Belege, andere Quellen, Korrekturen oder persönlicher Erfahrungsschatz sein. Die eLeW wird diese mit ihren Mitgliedern berücksichtigen. Für eine öffentliche Diskussion stehen die eLeW-Foren zur Verfügung.



1. Die Wirtschaftskrise hat alle entwickelten Industrieländer (OECD) erfasst. Die sozialökonomischen Probleme sind grundsätzlich gleich und dürften die gleichen Ursachen haben.

2. Beschäftigungspolitik müsste Länder übergreifend erfolgen, mindestens EU-weit.

3. Die industrielle Beschäftigung geht zurück. Investitionen schaffen keine Arbeitsplätze, sondern dienen nur der Rationalisierung.

4. Der Zuwachs an Dienstleistung kann nicht die Arbeitsplatzvernichtung kompensieren.

5. Die einseitige Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit verschärft die Krise.

6. Unsere Überschüsse (Export- oder Leistungsbilanz) sind die Defizite der anderen Länder.

7. Die Kostensenkungskonkurrenz senkt die Weltmarktnachfrage, wenn sie nicht für Beschäftigungs- und Masseneinkommenszuwachs verwendet wird.

8. Angesichts der fortschreitenden Umweltzerstörung und der begrenzten Naturressourcen ist Wirtschaftswachstum kein Problemlöser mehr.

9. Das Beschäftigungsproblem ist mittelfristig nur durch Umverteilung von Arbeit zu lösen, d. h. Arbeitszeitverkürzung und Einkommensnivellierung. Es ist völlig ausgeschlossen, dass eine Milliarde Menschen auf hohem Produktionsniveau bei einer 40-Stundenwoche voll beschäftigt werden könnten.

10. Das Nachfragedefizit ist die zentrale Ursache der Beschäftigungskrise.

11. Konservative Beschäftigungspolitik zwingt Arbeitslose in gering bezahlte, sozial ungesicherte Arbeitsverhältnisse und kommt am Sozialabbau nicht vorbei.

12. Die offiziellen Krisendiagnosen sind Fehldiagnosen, und folglich werden unwirksame oder schädliche Therapien indiziert.

13. Die Kostensenkungskonkurrenz senkt die Weltmarktnachfrage, wenn sie nicht für Beschäftigungs- und Masseneinkommenszuwachs verwendet wird.

14. Nachfragepolitik wäre in der Lage, Wachstum und Beschäftigung zu erhöhen; nur müsste geklotzt werden.

15. Ein starker Nachfragesog wäre unvermeidlich mit Inflation verbunden, aber das sollte Vollbeschäftigung wert sein. Er wäre aber nur zu verantworten, wenn er der Umweltsanierung zugute käme.

16. Die in den meisten Industrieländern vorangetriebene Deregulierungs- und Umverteilungspolitik hat versagt.

17. Infolge der gestiegenen Marktrisiken wird der schnelle Profit bevorzugt und Forschung und Entwicklung vernachlässigt, Innovationen behindert oder sogar lahm gelegt.

18. Instabiles, diffuses politisches Bewusstsein, sowie Präferenzen fürs Private erklären teilweise die beschäftigungspolitische Orientierungslosigkeit der Arbeiter- und Sozialbewegung.



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Zu 18. N.N.am 24.1.04:

Die Forderung, vorhandene Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, ohne radikale Lohnsenkungen kann man wohl kaum "instabil, diffus" nennen, genau so wenig wie die Forderung, den Begriff der Arbeit und der Berufe neu zu definieren. Veränderte Zeiten brauchen veränderte Blickwinkel.

29.5.2008